Evangelisches Kirchspiel Schenklengsfeld

  • Die Mauritiuskirche
    in Schenklengsfeld

Die Mau­ri­ti­us­kir­che ist die Mut­ter­kir­che für Schenk­lengs­feld und neun sei­ner Orts­tei­le: Din­kel­ro­de, Kon­ro­de, Lan­ders­hau­sen, Mal­ko­mes, Ober­lengs­feld, Schenk­solz (mit Lam­perts­feld), Un­ter­wei­sen­born, Wehrs­hau­sen und Wüst­feld. Als ehe­ma­li­ges Bets­haus ist nur noch in Mal­ko­mes ei­ne Fach­werk­kir­che er­hal­ten, die heu­te a­ber nicht mehr zu Got­tes­diens­ten ge­nutzt wird. Die Kirche in Erdmannrode, das ebenso wie Wippershain und Hilmes Teil der Kommune Schenklengsfeld ist, gehört zur Kirchengemeinde Buchenau im Kirchenkreis Fulda.

Ansicht der Mauritiuskirche von der Landecker Straße aus

Die ev­an­ge­li­sche Pfarr­kir­che Mau­ri­ti­us wur­de als Mut­ter­kir­che des Kirch­spiels Schenk­lengs­feld erst­mals 1141 er­wähnt. Äl­tes­ter Teil des Ge­bäu­des ist der mit­tel­al­ter­li­che Wehr­turm mit dem spät­go­ti­schen Chor­raum, dem 1822 der heu­ti­ge Turm­auf­satz hin­zu­ge­fügt wur­de. Das ba­roc­ke Kir­chen­schiff mit po­ly­go­nem West­ab­schluss und Man­sard­dach wur­de 1737-1741 nach Plä­nen des hes­si­schen Land­bau­meis­ters Adam Jo­hann Er­din­ger er­baut.

Foto des gotischen Taufsteins mit Taufschale und tönernem Wasserkrug

Be­son­der­hei­ten in der Kir­che: Ein spät­go­ti­scher Tauf­stein mit ei­nem phan­ta­sie­vol­lem Band­schlin­gen­werk um 1517 mit drei ade­li­gen Wap­pen da­r­in schmückt den Al­tar­raum.

Das 1949 von dem Wehrs­häu­ser Künst­ler Hein­rich Man­nel ge­mal­te Kreu­zi­gungs­bild ver­legt die Kreu­zi­gung in´s Lan­dec­ker Amt und zeigt die Men­schen un­ter dem Kreuz mit der ty­pi­schen Lan­dec­ker Tracht.

Innenansicht der Mauritiuskirche aus dem Altarraum mit Blick auf die beiden Emporen und die Orgel

Die drei Glas­fens­ter im Al­tar­raum wur­den 1954/55 von Hil­de Fer­ber ent­wor­fen. Sie stel­len die Sa­kra­men­te so­wie das Pfingst­er­eig­nis dar. In war­men Braun­tö­nen ist das Fen­ster vom seg­nen­den Chris­tus Blick­fang, wenn man den Kir­chen­raum durch den Ost­ein­gang be­tritt. Die an­de­r­en Fen­ster und auch die O­ber­li­ch­ter ha­ben farb­lo­se Glas­schei­ben und sor­gen für ei­n­en hel­len Ein­druck des Kir­chen­in­ne­r­en.

Wei­te­rhin sind im Kir­chen­raum drei Grab­stei­ne – von 1507, 1611 und 1695 – aus­ge­stellt; sie kor­res­pon­die­r­en zu den kost­ba­ren, al­ten Grab­stei­nen auf dem his­to­ri­schen Fried­hof in Schenk­lengs­feld.

Die Or­gel ist von Au­gust Pe­ter­nell in Se­li­gen­tal um 1888/89 ge­schaf­fen wor­den. Die Kir­che ist hell ge­stri­chen und hat ei­ne dop­pel­te Em­po­re.

Über den Na­mens­ge­ber

Mau­ri­ti­us (dt. Mo­ritz o­der frz. Mau­rice) wird seit dem vier­ten Jahr­hun­dert als Hei­li­ger ver­ehrt und gilt als Schutz­hei­li­ger des Hee­res, der In­fan­te­rie so­wie der Mes­ser- und Waf­fen­schmie­de. Wäh­rend die um ihn ran­ken­de Le­gen­de noch bis in die Zeit der Re­for­ma­ti­on als his­to­ri­sche Tat­sache an­ge­se­hen wur­de, ist sie seit­her wis­sen­schaft­lich nicht un­um­strit­ten, was je­doch sei­ner Strahl­kraft kei­nen Ab­bruch tut.

Die Le­gen­de be­rich­tet, dass Mau­ri­ti­us zu Be­ginn des vier­ten Jahr­hun­derts Kom­man­deur der The­bä­i­schen Le­gi­on ge­we­sen sei, al­so aus The­ben stam­mte. In man­chen Dar­stel­lun­gen ist Mau­ri­ti­us da­her we­gen sei­ner af­ri­ka­ni­schen Her­kunft auch als "Mohr" ab­ge­bi­ldet. Die Le­gi­on be­stand zu ei­nem gro­ßen Teil aus Chris­ten. Kai­ser Ma­xi­mi­an füg­te die Le­gi­on sei­nem Heer hin­zu, das er ge­gen die Chris­ten ein­set­zen wollte. Bei der Ü­ber­que­r­ung der Al­pen meu­ter­ten die 6600 Mann der The­bä­i­schen Le­gi­on bei Aga­u­n­um, das im Schwei­zer Kan­ton Wal­lis lag und heu­te Saint-Mau­rice bzw. St. Mo­ritz heißt. Der Grund: Sie wol­l­ten nicht ge­gen Chris­ten zu Fel­de zie­hen. Da­rauf­hin be­fahl der Kai­ser, die Le­gi­on zu de­zi­mie­ren, d.h. je­den zehn­ten Mann hin­zu­rich­ten. Auch ei­ne wei­te­re De­zi­mie­rung än­der­te die Hal­tung der Män­ner nicht, wo­r­auf­hin der Kai­ser zor­nig die völ­li­ge Ver­nich­tung der The­bä­i­schen Le­gi­on be­fahl. Oh­ne Ge­gen­wehr hät­ten sich die Of­fi­zie­re und Mann­schaf­ten als Mär­ty­rer für ih­re Re­li­gi­on hin­rich­ten las­sen.

Replik des mittelalterlichen Reliefs von Mauritius, das vor der Kirche ausgestellt ist

Im spä­te­ren Mit­tel­al­ter wur­de ü­ber­dies be­haup­tet, Mau­ri­ti­us sei im Be­sitz der Hei­li­gen Lan­ze ge­we­sen, wes­we­gen er häu­fig mit der Lan­ze ab­ge­bi­ldet wird , der in spä­te­rer Zeit ei­ne gro­ße – auch po­li­ti­sche – Be­deu­tung zu­kam. (So zähl­te die Hei­li­ge Lan­ze – noch vor der Kro­ne! – zu den Klein­o­di­en des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches.)

Das Re­li­ef zeigt Mau­ri­ti­us als Rö­mi­schen Rit­ter. Das O­ri­gi­nal stammt aus der Mau­ri­ti­us­kir­che, wur­de spä­ter a­ber bei Um­bau­ar­bei­ten am Gast­hof an der Lin­de in Schenk­lengs­feld ein­ge­baut, und kehr­te erst kürz­lich als Ko­pie wie­der zur Mau­ri­ti­us­kir­che zu­rück. In die Dar­stel­lung mi­schen sich auch E­le­men­te von Sankt Ge­org, der e­ben­falls zu Be­ginn des vier­ten Jahr­hun­derts als Mär­ty­rer starb und Jahr­hun­der­te spä­ter als Dra­chen­tö­ter po­pu­lär wur­de. Die Sa­ge des Rit­ters Sankt Ge­org spielt in Schenk­lengs­feld; auch in ihr wird von der tau­send­jäh­ri­gen Lin­de er­zählt.